"Wir müssen uns die Malerin als einen glücklichen Menschen vorstellen"

 

Ein Stuhl ist ein Stuhl ist ein Stuhl. Das ist (un)sicher. Wie sehr, hat Beate Knapp schon als Kunststudentin gezeigt. Malerei als Beweis. Der Stuhl von 1976 ist die eigensinnige Visitenkarte einer Vierundzwanzigjährigen, die in diesem Bild schon die wesentlichen Merkmale ihrer Malerei vereint. Damals bereits die sich dann variantenreich entwickelnde Fähigkeit, einen Gegenstand in ein Anderes zu verkehren, ohne diesen augenscheinlich wirklich zu verändern. Das Bild vom Stuhl, kein Abbild, nichts lag der Künstlerin je ferner, sondern ein Eigen-Bild, hat uns stets an Goyas Hund in der Quinta del Sardo erinnert. In seiner Dramatik.

Der (Stuhl)Sitz wie eine Zunge, die aus der angeblichen Rückenlehne, einem schwarzen Rachen, heraushechelt. Höllenhund und Höllen-schlund. Doch es geht nicht um von Menschen zu Monstern abgerichtete Killerhunde. Was Beate Knapp damals malte, hat etwas Schmerzlich-Kreatürliches. Das Sinnbild des Verlorenen.

 

Rudij Bergmann, Autor & Filmemacher, Juli 2000